Rodel Shop
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Was ist der Unterschied zwischen einem Schlitten, einem Rodel und einem Bob

Im Sprachgebrauch werden die beiden Begriffe „Schlitten“ und „Rodel“, bzw. „Schlittenfahren“ und „Rodeln“ gerne vermischt. Der Unterschied liegt an der Bauform des Sportgeräts: Ein Schlitten ist starr verschraubt und verleimt, ein Rodel ist locker und beweglich. So kann man auf einem Rodel mit Gewichtsverlagerung und Druck am Hörndl um Kurven fahren. Gleichzeitig fährt ein Rodel stabiler, weil die Kufen mit flachen Stahl beschlagen sind und schräg zum Boden bzw. Rodelbahn stehen. Einen Schlitten kann man NICHT mit Gewichtsverlagerung lenken, hier muss man einseitig bremsen um den Schlitten um eine Kurve zu lenken.
Ein Bob ist bei Kunstbahnrodeln im offiziellen Reglement definiert, im Freizeitbereich ein Bob meist aus einem Stück gegossenes Plastik mit dem man einen Berg runter rutschen kann. Je nach Bauform sind vielleicht Bremsgriffe oder ein Lenkrad integriert.


Was ist der Unterschied zwischen einen Freizeitrodel, Tourenrodel, Sportrodel und Rennrodel

Eine echte offizielle Kategorisierung gibt es bei Rodel nur teilweise, eine eindeutige Definition durch Rodelverbände gibt es nur beim Sportrodel und beim Rennrodel. Freizeitrodel und Tourenrodel hingegen sind nur eingebürgerte Begriffe. Wir haben auch unsere Rodel im Shop entsprechend selbst kategorisiert. Eine sinnvolle Einteilung leitet sich von der Bauform ab. So haben die unterschiedlichen Rodel folgende typische Eigenschaften:

  • Freizeitrodel haben eine Kufenneigung von 15° bis 18°, einen etwas höheren Sitz (und somit der Rodler einen höheren Schwerpunkt), üblicherweise etwas günstigere Stahlkufen und sind auch in der Ausstattung einfacher, wie z.B. ein Lenkseil aus einem Riemen und nicht Stahl
  • Tourenrodel haben eine Kufenneigung von 20° bis 22°, bereits einen tieferen Sitz zwischen den Holmen und meist ein Lenkseil aus Stahl
  • Sportrodel sind im internationalen Reglement eindeutig in der Bauform definiert, wie z.B. eine Kufenneigung von 25°, sowie maximale und minimale Höhen und dicken aller Bauteile. Sportrodel sind von ihrer Geometrie so optimiert, dass man maximal sportlich fahren kann indem der Schwerpunkt sehr niedrig ist, die Bauteile sehr flexibel verbunden sind, und auch der Radius der Kufe (wie ein Schaukelpferd) klein ist (typisch 12m, 10m, 8m).
  • Echte Rennrodel (!!) gibt es außerhalb von professionellen Vereinssport nicht, da man mit ihnen nur auf vereisten Bahnen fahren kann. Trotzdem wird dieser Begriff sehr oft als Superlativ für Kinderschlitten und Bobs verwendet, einfach weil es cool und professionell klingt. Echte Rennrodel liegen nur wenige cm über der Rodelbahn und haben eine Kufenneigung von 45°, und sind so für Schneebahnen komplett ungeeignet.


Was ist eine Kufenneigung beim Rodel?

Wenn man mit einem Ski oder einem Schlittschuh eine Kurve fährt, dann lehnt man sich intuitiv in die Kurve und bringt Druck auf die Innenkante des Ski oder Schlittschuh. Je schneller oder enger man eine Kurve fährt desto stärker lehnt man sich in die Kurve.
Dieser Kantendruck ist beim Ski oder beim Schlittschuh durch den eigenen Körper entsprechend variabel - bei einem Rodel ist dieser starr, weil eine Kufe fest ist. Deswegen definiert eine Kufenneigung bei einem Rodel wie sportlich bzw. aggressiv man eine Kurve fahren kann – oder anders ausgedrückt: ab wann ein Rodel in der Kurve zum Driften beginnt.
Eine hohe Kufenneigung macht einen Rodel auf geraden Strecken und vor allem bei weichem Schnee aber auch wieder langsamer. Daher hat sich auf Rodelbahnen mit Schnee eine Kufenneigung von 15° bis max. 25° etabliert, auf Eisbahnen bzw. Naturbahnrodeln wird mit 25° (Sportrodeln) und 45° (Rennrodeln auf Naturbahn) gefahren.


Was ist ein Radius beim Rodel?

Eine Rodelkufe hat eigentlich immer eine runde Auflagefläche. Man kann sagen, eine Kufe ist gebaut wie ein Schaukelpferd – nur natürlich nicht ganz so rund wie bei einem Schaukelpferd. Der Radius beschreibt also welchen Kreis eine Rodelkufe machen würde, wenn man die Rundung nun weiter zeichnen würde. Typische Radien sind 12m, 10m und 8m.
Diese Rundung ist mit dem bloßen Auge quasi nicht erkennbar, selbst ein Vermessen ist nicht ganz einfach, da es hier um wenige Millimeter geht. Kurioserweise macht das was man nicht sehen kann auf einer Rodelbahn einen enormen Unterschied. Je runder, also je „schaukelpferdiger“ eine Kufe ist, desto weniger Auflagefläche hat man auf der Rodelbahn, und desto beweglicher bzw. lenkfreudiger wird ein Rodel.
Generell ist ein 12m Radius stabil und gutmütig auf der Geraden und etwas zäh in der Kurve, ein 10m Radius wird auf der Geraden etwas unruhig und der Rodel fährt sich leicht um die Kurve, ein 8m Radius ist auf der Geraden regelrecht „zappelig“ und will permanent eine Kurve fahren – entsprechend reagiert ein 8m Rodel sofort auf Kurventechnik.


Was ist eine Gratschiene oder eine Belagschiene?

Bei einer Gratschiene wird die Innenkante der Stahlschiene entlang der Lauffläche so bearbeitet, dass ein kleiner Wulst hervorsteht, bei der Stahlbearbeitung wird so etwas Grat genannt. Hochwertige Rodel Stahlschienen sind sehr hart, deswegen ist die Bearbeitung eines guten und sauberen Grats sehr aufwendig und muss oft maschinell gemacht werden.
Dieser Grat verleiht einem Rodel in einer Kurve einen enormen zusätzlichen Halt zusätzlich zur Kufenneigung, insbesondere auf Eis. Da ein Grat sehr filigran ist wird er bei einem Stein auf der Rodelbahn sofort beschädigt und unbrauchbar. Bei Herstellungskosten von ca. 100 Euro wird ein Grat quasi nur auf Vereinsbahnen gefahren. Nur bei ganz wenigen, extrem gut präparierten Rodelbahnen und perfekten (harten) Schneebedingungen macht eine Gratschiene auch auf öffentlichen Rodelbahnen Sinn – und dann auch riesigen Spaß!
Eine Belagschiene ist gebaut wie ein Ski, nur entsprechend angepasst für die Geometrie eines Rodels. Auch hier gibt es eine Stahlkante, denn nur so ist die Schiene langlebig genug, der Rest der Lauffläche ist ein Belag aus Kunststoff. Belagschienen sind insbesondere bei Neuschnee oder weichen und nassen Schnee deutlich schneller als Stahlschienen. Einen Steinschlag verzeiht eine Belagschiene allerdings nicht, hier sind schnell tiefe Furchen im Belag, daher sollten Belagschienen nur bei wirklich guten Schneebedingungen montiert werden.


Wie ist die Bezeichnung der einzelnen Bauteile bei einem Rodel?

Ein Rodel besteht aus zwei Bankerl (auch Böcke oder Böckle), ein Paar Kufen, ein Paar Holmen, ein Paar Schienen, einem Sitz und einem Lenkseil. Bankerl, Kufen und Holme sind meistens traditionell aus Eschen- manchmal Buchenholz, das Lenkseil entweder aus einem einfachen Riemen, Leder oder Edelstahl, die Laufschiene aus Stahl oder Edelstahl.


Was ist ein schichtverleimter Rodel?

Sowohl die Kufen, als auch die Holme müssen bei einem Rodel gebogen werden, aus einem Stück Holz gefräst wäre nicht stabil. Hier gibt es zur Holzbearbeitung zwei grundlegende Techniken: Dampfbiegen oder Schichtverleimen. Beim Dampfbiegen werden die Holz-Bauteile unter Wärme und Dampf biegbar gemacht und dann in die entsprechende Form gebracht.
Mein Schichtverleimen werden dünne und somit biegbare Holzleisten in eine Schablobe gebracht und so miteinander verleimt. Diese Verarbeitung ist etwas aufwendiger, aber macht eine Kufe sehr stabil, vor allem wenn unterschiedliche Maserungen gegeneinander verleimt werden.


Was ist der Unterschied bzw. Vorteil von einem Stahllenkseil und einem Riemen?

Ein Lenkseil oder Lenkriemen für einen Rodel besteht meist aus einem Gurtmaterial, Leder oder Edelstahl.
Ein Rodel reagiert auf Gewichtsverlagerung mit leichten Kurven. Für engere Kurven und schnelle Ausweichmanöver benötigt man das Lenkseil. Dieses Lenkseil muss griffig sein und sollte im Idealfall auch immer griffbereit sein. Ein Stahllenkseil bietet beide dieser Kriterien und durch seine starre Eigenschaft: es hängt immer im Schoß des Rodlers. Dem entgegen fallen Leder- oder Gurtriemen zwischen den Holmen auf die Rodelbahn und müssen dann immer wieder „geangelt“ werden.
Daher ist ein Stahllenkseil natürlich einen enormen Vorteil gegenüber dem Lenkriemen, und nur einen einzigen Nachteil: es ist teurer als ein Riemen.


Was ist ein Schliff bei einer Rodel-Stahlschiene?

Die Oberfläche der Stahlschiene ist entscheidend ob ein Rodel auf Schnee gleitet oder nicht. Eine völlig glatt polierte Oberfläche würde vor allem auf weichem Schnee ein Vakuum bilden und kleben. Daher werden Stahlschienen mit einer Struktur geschliffen. Diese Struktur besteht im Prinzip aus kurzen Kratzern in Längs- bzw. Laufrichtung. Diese Struktur entsteht, wenn man eine Stahlschiene auf der Rolle (nicht auf der Fläche) eines Bandschleifers schleift.
Die Körnung hier für den Endschliff ist dann 60 bis 100, eine 80 Körnung ist ein Allroundschliff. Je gröber der Schliff desto besser gleitet die Schiene bei weichem Schnee, je feiner der Schliff desto besser bei kälteren und härterem Schnee.


Aus welchem Material ist eine Stahlschiene?

Nicht nur der Schliff der Stahlschiene, auch das Material der Stahlschiene ist entscheidend ob ein Rodel auf einer Rodelbahn gut gleitet, oder eben nicht.
Generell gleitet Edelstahl auf Schnee relativ schlecht und wird daher auch nur bei wenigen Rodelbauern verwendet – obwohl es eigentlich sehr praktisch wäre, da Edelstahl nicht rostet.
Hochwertige Rodel haben Schienen aus Manganstahl da dieser einen hohen Verschleißwiderstand bei starker stoß- und schlagartiger Beanspruchung besitzt und gleichzeitig auf Schnee tolle Gleitfähigkeit hat.
Die exakte Stahlsorte wird kaum kein Rodelbauer und kein Rodler ausplaudern, denn der Rodelsport ist ja auch ein Konkurrenzsport, und wer hier schneller ist hat einen sportlichen und/oder einen wirtschaftlichen Vorteil.


Was macht einen Rodel schnell?

Die Geschwindigkeit eines Rodels werden durch enorm vielen Faktoren beeinflusst:
Wie hier in den FAQs beschrieben ist das Material und die Struktur bzw. Schliff der Schiene entscheidend und sicherlich zusammen der entscheidendste Faktor für eine Geschwindigkeit.
Wenn man ein Wachs richtig einsetzt (die Auswahl des Wachs entsprechend zur Temperatur und richtig auf der Schiene aufgetragen) kann man zusätzlich zum Schienen-Material viel Geschwindigkeit rausholen.
Es spielt auch die Kufenneigung eine Rolle: ist die Kufenneigung größer/höher läuft der Rodel auf der Geraden tendenziell langsamer, dafür kann hier in einer Kurve mehr Geschwindigkeit rausgeholt werden – natürlich nur bei optimaler Fahrtechnik.
Auch ein kleiner Radius bremst auf Geraden, macht aber in Kurven wieder Geschwindigkeit wett.
Das Gewicht ist natürlich auch entscheidend, wobei das Gewicht nur bei harten und eisigen Rodelbahnen ein Vorteil ist. Bei weichem Schnee kann ein hohes Gewicht des Rodlers auch wieder sein Nachteil werden: ein schwerer Rodler bleibt in weichem Schnee auch wieder leichter stecken.
Ein Grat bremst auch wieder auf einer Geraden, in der Kurve kann enorm besser Geschwindigkeit mitgenommen werden.
Und natürlich ist eine gute Rodeltechnik, besonders eine Kurventechnik am Ende enorm entscheidend: wer zu schnell in eine Kurve fährt übersteuert den Rodel zwangsläufig und nimmt sich selbst den Schwung. Wer sich beim Wettrodeln einen Vorteil verschaffen will sollte sich beim Kurvenfahren eins verinnerlichen: „rein wie ein Engel, raus wie der Teufel“, also tatsächlich vor der Kurve lieber zu viel als zu wenig bremsen.


Wozu muss man einen Rodel wachsen?

Grundsätzlich gibt es zwei Motivationen einen Rodel bzw. eine Rodelschiene zu wachsen: Rostschutz und Geschwindigkeit.
Wenn man nicht einen der wenigen Rodel mit einer Edelstahl- bzw. NiRoSta-Schiene hat, sollte man nach jedem Rodeltag wachsen. Hochwertige Stahlschienen rosten bereits auf dem Heimweg, der Rost frisst den Schliff an und verschlechtern damit die Laufeigenschaften der Schiene. Für den chemischen Prozess des Rostens ist das Wasser verantwortlich, nicht die Luft. Daher nach dem Rodeln die Kufen und Schiene von Schnee befreien, mit einem Tuch abtrocknen und optimalerweise noch mit einem (Küchen-)Papiertuch den Stahl komplett trocken machen. Im nächsten Schritt hat sich bei Rodelschienen Flüssigwachs bewährt, das man auf die trockne Schiene schmiert. Für den reinen Rostschutz ist man hier fertig.
Will man hingegen das Wachs nun auch nützen um den Rodel schneller zu machen sollte man dieses Wachs antrocknen lassen und mit einem Kork in die Struktur der Stahlschiene einarbeiten. Im nächsten Schritt dann in Laufrichtung das Wachs ausbürsten um ihm wiederum eine Struktur zu geben.
Und wenn man die optimalen Gleiteigenschaften des Wachsens haben will muss man bei der Wahl des Wachs auch auf die entsprechenden Schneebedingungen achten.